Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf Six Sigma?
Seit Anfang 2020 hält die Coronapandemie die Wirtschaft in Atem. Nahezu sämtliche Branchen und Bereiche mussten Veränderungen und teilweise auch drastische Einschränkungen erfahren. Mit Prof. Dr. Matthias Schmieder und Herrn Arthur Sliwa gehen wir der Frage nach, wie sich die Pandemie auf Six Sigma auswirkt, welche Schwierigkeiten und welche Chancen in gut einem Jahr Pandemie aufgetaucht sind und wie es nun perspektivisch weitergeht.
Die Six Sigma Deutschland GmbH ist eines der größten Trainings- und Beratungsunternehmen, welches sich auf das Thema Six Sigma spezialisiert hat. Wie haben Sie als deutscher Marktführer die ersten Monate der Pandemie wahrgenommen? Was war Ihr erster Eindruck des Geschehens?
Uns war schon sehr früh klar, dass die Pandemie radikale Veränderungen fordert. Das Zusammenkommen in Präsenz, etwa bei Beratungen und Seminaren, erschien von einem Tag auf den nächsten praktisch undenkbar. Diese frühe Vorahnung erwies sich für uns in der Krise als entscheidender Vorteil.
Durch die zügige Entwicklung verschiedener Online-Formate konnten insbesondere die verschiedenen Six Sigma Trainings weiter durchgeführt werden. Am Anfang galt es zunächst gleichermaßen für Trainer wie für Teilnehmer sich sozusagen in die neue Welt der digitalen Seminare einzufinden.
Bekannte Kinderkrankheiten waren zu der Zeit die Internetverbindung und die Terminplanung. Die Terminplanung allerdings stellte sich mit der Zeit als eine gewaltige Chance heraus. Ein wichtiger Vorteil eines Online-Seminars liegt darin, dass die Teilnehmer nicht mehr allesamt an einen Ort anreisen und die Termine somit nicht unmittelbar aufeinanderfolgend liegen müssen. Durch die stärker verteilten Seminartermine sind die Six Sigma Trainings noch besser mit dem Beruf vereinbar, weil die Teilnehmer es bequem nebenbei absolvieren.
Nun haben wir hier schon eine wichtige Chance gefunden. Welche weiteren positiven Effekte neben der verbesserten Terminplanung haben Sie erfahren?
Der Umstieg auf das Online-Format war und ist auch weiterhin eine großartige Gelegenheit, das Arbeiten mit verschiedenen Tools zu erproben. Die Pandemie hat uns vor die große Herausforderung gestellt, die theoretischen Inhalte des Trainings zufriedenstellend in praktischer Tiefe zu vermitteln. Doch Tools wie Miro, Zoom oder draw.io ermöglichen uns auch weiterhin die Übungen in den Trainings ordentlich durchzuführen.
Vor allem Miro ist ein äußerst umfangreiches Tool, was Flipchart, PowerPoint und Pinnwand sehr gut ersetzt. Eine weitere Chance war das Hybrid-Seminar. Insbesondere der Einstieg in das Thema Six Sigma kann für manche Teilnehmer knifflig sein, vor allem wenn das Thema Statistik noch recht neu ist.
Mithilfe einer Kombination aus einem Online-Block und zwei Präsenzterminen (ein Kickoff-Termin am Anfang und ein weiterer Termin als abrundendes Ende) wird der Einstieg für manche Teilnehmer massiv erleichtert. Und der Vorteil in der Planung bleibt dabei bestehen. Man kann übrigens sagen, wir sind durch die Anwendung eines Six Sigma Tools auf das Konzept gestoßen. Mithilfe von Umfragen unter den Teilnehmern wurde die „voice of customer“ herausgearbeitet, wodurch wir einen beidseitigen Vorteil generieren konnten.
Das hört sich sehr vielversprechend an. Die Coronapandemie ist allerdings nicht nur durch Chancen gekennzeichnet. Welche Schwierigkeiten haben Sie auf dem Weg begleitet? Ging das Interesse an Six Sigma in den Branchen zurück?
Die Auftragslage hat sich natürlich verändert. Die Unternehmen und auch die privaten Teilnehmer können Gelder zurzeit dringlicher einsetzen. Dazu kommt die eine Unsicherheit, mit der zurzeit nun mal kalkuliert werden muss. Es sieht zwar wieder etwas besser mit der Pandemie aus, als noch vor einigen Monaten, und doch kann niemand die genaue Entwicklung voraussagen.
Die Menschen und Firmen sind also geprägt, insofern sehen sie von jenen Investitionen tendenziell eher ab. Für die, die jedoch investieren können, bedeutet ein Six Sigma Training genau jetzt einen erheblichen Vorsprung! Diese Unternehmen haben nun die Chance, ihren Mitbewerbern zukunftsbewusst voranzugehen. Somit kann man auch das als eine Chance auffassen, die die Pandemie mit sich bringt.
Vielen Dank!